Wohn- und Arbeitsraum

Wenn wir heute über das Thema "Verschwendung von Energie" sprechen, dann fallen uns zuerst in der Regel die Autos ein. Daß das Beheizen von Wohn- und Arbeitsraum noch deutlich größeren Anteil an unserem Energiehunger einnimmt, ist vielen nicht bewusst. Dabei belastet der Bewohner einer idyllischen Villa aus den 70er Jahren im Grünen die Umwelt in vergleichbarer Weise, wie Autofahrer, die Geschäftsreisen mit einem PS-strotzenden Geländewagen abwickeln.

Die Abhängigkeit von Energie hat dabei bei Häusern noch eine ganz andere Dimension, als in der Mobilität: Heute dienen rund 50% aller Fahrten mit dem PKW der Freizeit und auch im Berufsverkehr sind viele Fahrten überflüssig. Wenn Energie nicht mehr im gleichen Maße vorhanden ist, können diese Fahrten einfach gestrichen werden. Für den "Hausbedarf" bedeutet aber das Fehlen von Energie direkt kalte Räume und kaltes Wasser. Die Abhängigkeit von einem großen Energiefluss ist hier also an elementare Grundbedürfnisse gekoppelt.


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Dabei kann gerade im Hausbereich der Energiebedarf in enormem Maße reduziert werden. Nur kann er zeitlich nicht so schnell angepasst werden, wie in vielen anderen Bereichen, denn er ist abhängig von der Bausubstanz und die wird im Gegensatz zu vielen kurzlebigen Gebrauchsgegenständen und Autos nicht alle 10 bis maximal 20 Jahre ausgetauscht:
Sparsame Häuser benötigen heutzutage nämlich rund 90% weniger Energie, als vergleichbar große Häuser von vor 20 Jahren. Selbst gegenüber den heute gültigen Energiesparverordnungen (oft als "Niedrig-Energie-Haus-Standard" bezeichnet) besteht noch ein Energieeinsparpotential von rund 75%. die Mehrkosten für sogenannte Passivhäuser werden bei wachsenden Energiekosten bald durch Kosteneinsparungen überkompensiert. Aus dem Blickwinkel eines Anlegers bieten Passivhäuser ohnehin einen deutlich gesteigerten Werterhalt.

Die Technologie zur Energieeinsparung ist denkbar simpel:

  • Die Dicke der Isolierschicht wird auf rund 20 - 30 cm erhöht,
  • Wärmebrücken werden gemieden und
  • Fenster sind nicht mehr doppelt, sondern dreifach verglast, die Zwischenräume mit Edelgasen gefüllt und die Scheiben zur Verminderung von Strahlungsverlusten vielfach speziell beschichtet.
  • Die gesamte Gebäudehülle einschließlich der Fenster und Türen wird systematisch abgedichtet, bis kaum mehr Luft vom geschlossenen Gebäude nach außen oder anders herum dringen kann.

Überwiegend also Maßnahmen, die nicht aus modernem Know How resultieren, sondern lediglich aus einer Höherbewertung der Energieeffizienz. Um dann allerdings den letzten Schritt zum quasi energieautarken Passivhaus zu vollziehen, werden ein paar weitere Technologien angewandt:

  • Lüftungsanlagen sorgen im gesamten Haus für permanenten Luftaustausch und optimieren den Zielkonflikt zwischen Luftqalität und Wärmeverlusten durch Lüftung. Diese Lösung ist vor Allem auch die Rettung vor Feuchtigkeitsproblemen gut isolierter und vor allem gut abgedichteter Häuser. Wir werden in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten eine Flut von hygienischen Problemen mit billig nach der neuen Wärmeschutzverordnung renovierter oder gebauter Häuser erleben, deren Besitzer nicht täglich mindestens dreimal durch Schocklüftung die gesamte (feuchte) Luftmenge der Wohnung ersetzt haben. Gesundheitlich bedenkliche Schimmelbildung im Mauerwerk moderner Häuser kann wirkungsvoll nur durch Lüftungsanlagen verhindert werden.
  • Wärmetauscher können in Verbindung mit der Lüftungsanlage eine weitgehende Rückgewinnung der sonst verlorenen Energie der warmen Luft ermöglichen.
  • Die Zwischenräume zwischen den Fensterscheiben wurden mit Edelgasen gefüllt, die Wärme schlechter leiten.

Die Summe der klimatischen Maßnahmen schafft ein deutlich gesünderes Wohnklima, als es konventionelle Wohnungen haben, sowohl im Winter, als auch im Sommer. Im Winter entsteht bei gleicher Raumtemperatur ein deutlich behaglicheres wärmeres Gefühl, weil die gut isolierten wärmeren Wände Ihre Wärme abstrahlen bzw. der Körper weniger Strahlungswärme an die Wände verliert. Die Luftqualität ist durch die Lüftungsanlage immer optimal. Im Sommer ist das Klima deutlich kühler, als in schlechter isolierten Häusern und wesentlich gesünder, als in klimatisierten Räumen.

Ein Vorurteil gegenüber Passivhäusern mit Lüftungsanlagen ist die Annahme, man dürfe keine Fenster mehr öffnen. Diese Aussage ist explizit falsch. Die Fenster können wie bei jedem herkömmlichen Haus geöffnet werden. Freilich wird durch geöffnete Fenster im Winter unnötig Energie verloren und das Öffnen ist im Winter auch nicht erforderlich, weil die Lüftungsanlage ja bereits permanent für frische Luft sorgt.

der Entfall einer herkömmlichen Heizungsanlage mit verzweigtem Rohrsystem spart einen erheblichen Teil der Mehrkosten wieder ein, sodaß Passivhäuser 5 % bis 10 % teurer sind, als herkömmliche Häuser. Angesichts der langfristigen Nutzung von Häusern und angesichts der zuverlässig steigenden Energiepreise mit Sicherheit eine höchst rentable Investition. Mit Sicherheit bietet die Investition in Passivhäuser auch den zuverlässigsten Werterhalt der Investition.

Einige verbreitete Fragen zum Thema "Passivhaus" sind auch auf der Seite www.domussuavis.de/faq.htm beantwortet.
Weitere Informationen zum Thema Passivhaus finden sie hier www.passivhaustagung.de/Passivhaus_D/passivhaus.html und auf der offizellen Seite des Passivhausinstituts.

Jenseits aller rein technischen Erwägungen sei am darauf hingewiesen, daß auch die Größe des pro Person genutztem Wohnraumes im direkten Zusammenhang zum Ressourcenverbrauch steht. Eine freistehende Villa mit 300 m² Wohnfläche für ein Ehepaar verbraucht nicht nur Energie, sondern auch Rohstoffe und Land in einem Maße, wie es nicht allen Bürgern in Europa zur Verfügung stehen kann. Ein großer Bedarf an Grundstücksfläche pro Person erhöht zusätzlich noch die benötigte Straßenfläche und das Verkehrsaufkommen. Der Abstand zu Metropolen, mit denen die Bewohner derartiger Villen in der Regel in Ihren Arbeits- und Freundschaftsbeziehungen verbunden sind, steigert das Verkehrsaufkommen noch einmal erheblich und nimmt durch die Fahrzeit den Bewohnern oft auch die Zeit, um die schöne Landschaft nach Feierabend zu genießen.

Wer sich für das Leben in einem Passivhaus entscheidet, die Lage der Wohnung in der Nähe seines Arbeitsplatzes und zu anderen Orten des täglichen Lebens organisiert und eine angemessene Größe des Wohnraums wählt, der schafft bereits durch diese Maßnahme eine ganz signifikante Reduktion seines Energieverbrauchs und damit seiner Abhängigkeit von Energie. Alleine durch den Vollzug eines derartigen Schrittes kann sich ein Bürger in die Lage versetzen, jeglichen zukünftigen Energiekrisen sehr gelassen entgegen blicken zu können. Er kann mit Fug und Recht sagen, dass er mit seinem Verhalten einen signifikanten Beitrag geleistet hat, damit durch seinen Energieverbrauch nicht Hunger und Not in anderen Teilen der Erde entsteht.


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